Bei der Hauptversammlung am Donnerstagabend sind Matthias Eisele, Nicole Friemauth, Jörg Heilmann (Schatzmeister), Biljana Slavulj und Rolf Thiebach in den fünfköpfigen Vorstand gewählt worden. Vier der fünf bisherigen Vorsitzenden waren zur Wahl nicht mehr angetreten. „Erwartet nicht zu viel von uns“, sagte Matthias Eisele, „wir wollen am Anfang lieber kleine Schritte gehen.“
Im Vorfeld der Wahl hatte Eisele, der Verlagsleiter bei der „Schwäbischen Zeitung“ ist, bereits angekündigt, dass er sich als einziges Vorstandsmitglied wieder aufstellen lässt. In den Vorgesprächen zur Hauptversammlung konnten weitere Kandidaten gefunden werden: Nicole Friemauth arbeitet als selbstständige Maklerin, Jörg Heilmann leitet die Filiale der Südwestbank, Biljana Slavulj die Filiale von Herrenmode Maier und Rolf Thiebach die Weinhandlung Nell.
Die Kandidaten wurden bei der Hauptversammlung von den bisherigen Vorstandsmitgliedern vorgeschlagen. Spontane Bewerbungen gab es nicht, sodass sich eine einmütige Wahl abzeichnete. Die Vertreter von 25 der 80 HGV-Mitgliedsbetriebe waren im Gasthaus Zoller-Hof anwesend. Wahlleiter Bürgermeister Thomas Schärer konstatierte nach der geheimen Wahl: „Alle fünf Kandidaten sind mit großer Mehrheit gewählt worden.“ Die Amtsperiode ist auf zwei Jahre angelegt.
Direkt nach der Wahl nahm der neue Vorstand seinen Platz am Kopf des Versammlungstisches ein. Matthias Eisele bedankte sich für das Vertrauen und führte in wenigen Worten aus, dass es ihm wichtig sie, die Mitglieder künftig stärker einzubinden. In Anlehnung an die Fußball-Europameisterschaft sagte er, dass es ihm und seinen Kollegen darum gehe, die Mannschaft hervorzuheben. Seine früheren Vorstandskollegen Waltraud Beusch, Günter Bruttel, Sigmar Rauser und Erwin Riegger verabschiedete er mit der Bemerkung: „Es geht etwas Großes zu Ende.“
Günter Bruttel hatte eine Abschlussrede vorbereitet, in der er die Gründe für den Vorstandswechsel ausführte: „Erfolg kann der einzelne nicht haben, wenn der Nachbar leidet.“ Selbstkritisch bemerkte der Inhaber der Buchhandlung Liehner: „Wir sehen vieles, was schlechter sein könnte und besser sein müsste.“ Bruttel mahnte die Akteure des Einzelhandels zum Zusammenspiel. Er und seine Vorstandskollegen hätten zuletzt erkennen müssen, dass ihnen dies immer weniger gelinge. „Wir freuen uns deshalb, das Amt in andere Hände geben zu dürfen.“
Die Diskussionen um ein Einkaufszentrum beim Bahnhof, dem der Gemeinderat im Frühjahr eine Absage erteilt hatte, sorgte für einen „Buch in der Händlerschaft“, wie es Erwin Riegger formulierte. Diesen Bruch dokumentieren die 15 Austritte, die der HGV verkraften musste. Im Kassenbericht wurde deutlich, dass der Gewerbeverein dies auch finanziell zu spüren bekam. Wegen der Austritte fehlten Mitgliedsbeiträge in Höhe von knapp 1700 Euro in der Kasse. Da die Weihnachtsaktion von den Händlern schlechter angenommen wurde als erwartet und der Blütenzauber ebenfalls nicht den erwarteten Erfolg einspielte summierte sich der Fehlbetrag im vergangenen Geschäftsjahr auf 11800 Euro. Unterm Strich verfügt der HGV aber nach wie vor über ein stattliches fünfstelliges Guthaben.
„Eine lebendige Stadt braucht ein Miteinander der Akteure“, sagte Bürgermeister Schärer. Er dankte den scheidenden Vorständen dafür, dass sie in der Krisensituation dem HGV die Stange gehalten hätten. Schärer sprach den Wunsch aus, die Einzelhändler in Sigmaringen zu befrieden. Statt mit lokalem Kleinklein wie der Diskussion um Baustellen oder der Frage, ob in der Fidelisstraße eine halbe oder eine Stunde geparkt werden dürfe, müsse sich der HGV mit dem einen Zukunftsthema befassen: „Welche Antworten haben wir auf den globalen Online-Handel?“
Die Stadt wolle dem HGV ein verlässlicher Partner sein. Schärer kündigte ein Gespräch im dritten Quartal an. Sein Wunsch sei, dass zwischen der Stadt und den Händler drei konkrete Maßnahmen vereinbart würden., Quelle: SZ Sigmaringen, 10.06.16
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